Mexikanische Teleskope durch Verbrecherbanden bedroht

Wissenschaftler des Alfonso Serrano „Large Millimeter Teleskops“ (LMT) und des „High-Altitude Water Cherenkov“ (HAWC) Gammastrahlen Observatoriums im mexikanischen Puebla mussten ihre Posten wegen der Gefahr durch die organisierte Kriminalität in der Region vorübergehend räumen. Diese Informationen wurden am Dienstag, dem 5. Februar durch das mexikanische Nationalinstitut für Astrophysik, Optik und Elektronik (INAOE) in San Andrés Cholula bestätigt.

Mexikanische Teleskope Gewalt bedroht

Das Large Millimeter Teleskop (LMT) im mexikanischen Puebla musste wissenschaftlichen Betrieb nach Raubüberfällen und drohender Gewalt stark reduzieren. Bild: LMT, Alfonso Serrano.

Das LMT Teleskop, ist weltweit das größte seiner Art und befindet sich auf der Spitze des Vulkans Sierra Negra an der Grenze zu Puebla-Veracruz. Der Pass, der zum LMT Teleskop führt, wird von den Einheimischen umgangssprachlich als „Death’s Way„, der Weg des Todes, bezeichnet. Die Region wird seit geraumer Zeit weitestgehend von Gruppierung beherrscht, die sich dem organisierten Verbrechen verschrieben haben.

Raubüberfälle, Kidnapping und gewaltsame Übergriffe nahe des LMT

Der High-Way wurde in den vergangenen Wochen mehrmaliger Schauplatz von Raubüberfällen, Kidnapping und gewaltsamen Übergriffen auf passierende Fahrzeuge. Auch die Wissenschaftler, die an diesem Standort beschäftigt sind, befinden sich unter ständiger Gefahr von Angriffen durch die Verbrecherbanden.

Wir haben den Betrieb auf das Nötigste reduziert.

War der Kommentar von NAOE Astrophysiker und LMT Direktor David Hughes. „Ich kann den wissenschaftlichen Betrieb des Teleskops nicht verantwortungsvoll fortsetzen, bis diese Probleme vollständig gelöst sind.“

Das Alfonso Serrano-Teleskop ist das Ergebnis von 20 Jahren harter Arbeit und kostete mehr als 20 Millionen US-Dollar. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem Nationalen Institut für Astrophysik, Optik und Elektronik (INAOE) und der University of Massachusetts Amherst. Die Arbeiten am Teleskop wurden erst im vergangenen Jahr abgeschlossen und somit ist es umso tragischer, dass der Betrieb bereits jetzt durch diese fürchterlichen Entwicklungen zum Stillstand kommt.

Sierra Negra - LMT & HAWC

Die mexikanische Sierra Negra. Heimat des Large Millimetre Teleskopes und des High Altitude Water Cherenkov Observatoriums. Bild: LMT, Alfonso Serrano.

Alle Vorbereitung waren getroffen, um die Beobachtungen mit der brandneuen 50-Meter-Schüssel aufzunehmen, bevor es laut Hughes „zu einem schwerwiegenden Sicherheitsvorfall“ kam. Dieser Vorfall war der ausschlaggebende Punkt, den Betrieb des Observatoriums aus Sicherheitsgründen einzustellen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es jedoch keine weiteren Details zu den Vorfällen und was zum Schutz der Wissenschaftler vor Ort unternommen werden soll.

Laut der Zeitung „Diario Cambio“ gelten die Highways, die die Grenze zwischen Puebla und Veracruz überqueren, als eine der gefährlichsten Regionen überhaupt, da viele kriminelle Banden aufgrund der Bekämpfung des Treibstoffdiebstahls an anderen Orten in diese Region verdrängt wurden.

Das HAWC bliebt von den Ereignissen weitgehend unbeeinträchtigt

Das HAWC soll laut Angaben weniger stark betroffen sein. Das Observatorium ist ein Gemeinschaftsprojekt der USA und Mexiko und hält Ausschau nach kosmischen Strahlen und Gammastrahlen, die auf der Erde eintreffen. Diese hochenergetischen Teilchen laufen dabei durch große Tanks mit destillierten Wasser und zeichnen die abgesonderte Tscherenkow-Strahlung auf.

Im Gegensatz zum LMT wird das HAWC ferngesteuert betrieben. Folglich kann es den „normalen Betrieb“ fortsetzen kann und zeichnet dabei weiterhin Daten auf, sagte Andrés Sandoval Espinosa, Astrophysiker an der National Autonomous University von Mexiko in Mexiko-Stadt und Sprecher des HAWC.

Wir haben uns entschieden, auf der sicheren Seite zu bleiben.

Bislang wurden die dort beschäftigten Mitarbeiter und Wissenschaftler weder bedroht noch geschädigt. Geplante Reparaturarbeiten von mussten laut den Aussagen von Astrophysikerin Petra Hüntemeyer, jedoch abgesagt werden.

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