Die Corona-Pandemie bedroht den Start des teuersten Teleskops der Welt

Das teuerste Teleskop der Welt ist das jüngste Opfer der Coronavirus-Pandemie, die unseren Planeten erfasst hat. Das James Webb Weltraumteleskop sollte im März 2021 seinen Betrieb aufnehmen. Durch den Virusausbruch droht jetzt allerdings eine Verzögerung dieses und anderer Projekte. Dazu gehört auch das Ziel der NASA, Astronauten zum Mond zurückzuschicken und eine weitere geplante größere Mission zum Mars im Juli.

Das James Webb Weltraumteleskop

Der Coronavirus gefährdet einen erfolgreichen Start des James Webb Weltraumteleskops.

Letzte Woche stellte die NASA die Arbeit am James Webb Weltraumteleskop in Höhe von 8,8 Milliarden US-Dollar ein. Dabei handelt es sich um den Flaggschiff-Nachfolger des Hubble Weltraumteleskops. Webb hatte die Endmontage und Tests in Südkalifornien durchlaufen – einer Region, die jetzt vom Gouverneur des Bundesstaates gesperrt wurde, um die Menschen davon abzuhalten, das Coronavirus zu verbreiten. In einer Erklärung vom 20. März vermeldete ein Sprecher der NASA:

Die Entscheidung wurde getroffen, um die Sicherheit der Belegschaft zu gewährleisten

Die Ingenieure haben versucht Webb im Eiltempo fertigzustellen. Diese Aufgabe ist allerdings keine Leichte, da es hierbei um das kompliziertestes Weltraumteleskop handelt, das jemals gebaut wurde. Nach dem Start soll es sich wie eine Blume entfalten und seinen 6,5 Meter hohen Primärspiegel öffnen, der auf entfernte Planeten und Galaxien starrt, um Hinweise auf das frühe und moderne Universum zu erhalten.

Das Teleskop wurde vollständig in einem Reinraum bei Northrop Grumman Aerospace Systems in Redondo Beach, Kalifornien, montiert. Die Techniker hatten daran gearbeitet, eine letzte Testrunde zu absolvieren. Hierbei wurden die Belastungen simuliert, die beim Start einer Rakete in den Weltraum auftreten werden. Die Arbeit war größtenteils auf dem richtigen Weg, bis die NASA ihre Mitarbeiter wegen Bedenken hinsichtlich des Coronavirus abzog.

„Eine Verzögerung des Starts ist absolut richtig, wenn die Menschen, die an der Mission arbeiten, sicher sind“, sagt Zachory Berta-Thompson, Exoplanetenforscherin an der University of Colorado Boulder. „Wir Astronomen können weiterhin geduldig sein.“

Niemand weiß, wie lange die Verzögerungen dauern werden. Webb soll letztendlich vom Kourou-Raumhafen in Französisch-Guayana aus starten, der aufgrund der Risiken des Coronavirus vorübergehend geschlossen wurde.

Was wird aus der Mars Mission?

Die NASA steht mit ihrer Mars Mission vor einer noch engeren Frist. Der Rover mit dem Namen Perseverance soll zwischen dem 17. Juli und dem 5. August starten. In diesem Zeitfenster sind Erde und Mars vorübergehend so ausgerichtet, dass sich die Raumschiffe am besten zwischen ihnen bewegen können. Wenn das Startfenster verfehlt wird, muss die Mission zwei Jahre lang auf einen erneuten Versuch warten. Die Europäische Weltraumorganisation hat bereits einen Mars-Rover verschoben, den sie im Juli starten wollte. Unter anderem, weil das Coronavirus die Fähigkeit ihrer Mitarbeiter beeinflusst hat, an der Mission zu arbeiten.

Der Rover Perseverance soll bleistiftdünne Gesteinsproben aus der Jezero Kraterregion des Mars bohren und sammeln. Diese Proben sollen von künftigen Missionen abgeholt und zur Erde zurückgeschickt werden. Bislang wird die Arbeit an diesem Projekt jedoch weiterhin vorangetrieben. Ingenieure arbeiten im Kennedy Space Center der NASA in Florida daran, welches trotz des Ausbruchs des Coronavirus geöffnet bleibt. Sie leisten „Heldenarbeit“, um die Mission für den Start im Juli auf Kurs zu halten, sagte Thomas Zurbuchen, wissenschaftlicher Leiter der NASA, in einer virtuellen Konferenz am 20. März. Anfang dieses Monats befestigten sie einen Teil der Endausrüstung an der Karosserie des sechsrädrigen Rovers.

Ein weiteres wahrscheinliches Opfer von Corona sind die Pläne der NASA, Astronauten bis Ende 2024 auf den Mond zu schicken. Diese selbst auferlegte Frist war bereits äußerst ehrgeizig, da die Agentur noch an einer Schwerlastrakete und einer Mannschaftskapsel für die Mission arbeitet. Jetzt wurden die Arbeiten an diesen Teilen in den NASA-Einrichtungen in Mississippi und Louisiana eingestellt. Auch diese Standorte wurden wegen des Coronavirus geschlossen. Das Ames Research Center der NASA in Nordkalifornien, das an einem Mondrover arbeitet, der für den Südpol des Mondes bestimmt ist, ist ebenfalls geschlossen.

NASA Missionen, die bereits im Weltraum durchgeführt werden, werden wie geplant fortgesetzt und von Mitarbeitern ferngesteuert. Dazu gehören das Hubble Teleskop und die OSIRIS-REx-Mission, die voraussichtlich im August eine Probe von der Oberfläche des Asteroiden Bennu aufnehmen wird.

Die Europäische Weltraumorganisation gab am 24. März bekannt, dass sie wissenschaftliche Instrumente für vier Missionen innerhalb des Sonnensystems vorübergehend ausgeschaltet hat. Damit sollte die Anzahl der Personen verringert werden, die in ihrem Kontrollzentrum in Darmstadt benötigt werden. Dort wurde ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Dazu gehören ein Solar Orbiter, der letzten Monat gestartet wurde und auf dem Weg zur Sonne ist. Zwei Mars Missionen, der ExoMars Trace Gas Orbiter und Mars Express; und die Cluster-Satelliten, die den Magnetismus der Erde untersuchen.

Ein US-Astronaut und zwei russische Kosmonauten sollen am 9. April zur Internationalen Raumstation starten. Wie alle Besucher der Station befinden sie sich vor dem Start zwei Wochen lang in Quarantäne, um sicherzustellen, dass sie keine Infektionen tragen.

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